Neuen Fahrstuhl offiziell eingeweiht

Nachricht Aurich, 25. Oktober 2018

Gemeindehaus „endlich für alle zugänglich“

Fahrstuhl Einweihung
Architekt Norbert Freitag und Kirchenvorstandsvorsitzende Anneliese Daniel durchschnitten ein rotes Band und gaben den Fahrstuhl offiziell frei. Foto: Gawlick-Daniel

Jetzt ist er ganz offiziell in Betrieb: Am 25. Oktober ist der neue Fahrstuhl unseres Gemeindehauses mit einer kleinen Feierstunde vor etwa 50 Gästen im Foyer eingeweiht worden. Es war ein Tag der Freude, es war auch ein Tag des Dankes. Denn ohne die finanzielle Hilfe vieler Menschen und Institutionen und ohne die Tatkraft vieler Haupt- und Ehrenamtlicher in unserer Gemeinde wäre der Wunsch nach diesem Fahrstuhl nicht erfüllt worden.

„Es ist eine große Freude“, strahlte Pastorin Angelika Scheepker. „Unser Haus ist endlich barrierefrei und zugänglich für alle.“ Zwar gibt es noch Treppen im Gemeindehaus. Aber wer Treppen nicht mehr steigen kann, benutzt nun, um etwa vom Erdgeschoss ins Obergeschoss zu kommen, einfach den neuen silberglänzenden Fahrstuhl.

Architekt Norbert Freitag plante das Bauvorhaben und koordinierte den Einsatz der vielen Baufirmen. Sie sorgten mit guter Arbeit dafür, dass der Fahrstuhl weit vor der Zeit betriebsfertig war, nämlich im August bereits. Pastorin Scheepker dankte den beteiligten Firmen für ihre Zuverlässigkeit und ihr hohes Engagement und sprach Architekt Freitag einen besonderen Dank aus: „Er ist ein kreativer, unkomplizierter und fleißiger Planer.“

Mit dem Fahrstuhl eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten der Gemeindearbeit. „Nun ist der gute Grund gelegt, damit alle nach oben und wieder hinunter kommen. Es ist viel geschafft“, sagte Scheepker. Der Fahrstuhl verbindet das Tiefparterre mit den Räumen im ersten Geschoss und dem Gemeindesaal im Obergeschoss. Zum Gemeindesaal führte nur eine steile Treppe hinauf. Er war damit unerreichbar für Menschen im Rollstuhl, für gehbehinderte Menschen und für viele Seniorinnen und Senioren, die nicht mehr ohne weiteres eine Treppe hinaufsteigen können. Was zur Folge hatte, dass beliebte Veranstaltungen für die gesamte Gemeinde nicht im Saal, sondern im viel zu kleinen Raum 1 stattfinden mussten, etwa der Gemeindenachmittag oder der Seniorennachmittag. Das gehört endgültig der Vergangenheit an.

Die Bauarbeiten am Gemeindehaus sind aber noch längst nicht beendet. In einem zweiten Bauabschnitt wird die Kindergruppe „Zwergenland“ vom ersten Geschoss in das Tiefparterre umziehen. Es wird derzeit komplett neugestaltet und erhält einen separaten Ein- beziehungsweise Ausgang zum Hof und dem angrenzenden Spielplatz und Garten. Die Kinder bekommen ihr eigenes neues Reich. Die Arbeiten dafür sind voll im Gang.

In einem dritten Bauabschnitt schließlich werden die Räume des ersten Geschosses neu gestaltet. Zwischen Raum 1 und dem jetzigen „Zwergenland“-Raum wird die statische Wand durch eine flexible Wand ersetzt. Außerdem wird der Saal im Obergeschoss komplett umgestaltet.

Das in die Jahre gekommene Gemeindehaus wird sich etwa im Herbst 2019, vielleicht auch früher, in einem modernen Zustand präsentieren. Dafür nimmt unsere Gemeinde viel Geld in die Hand. Die Kosten für die drei Bauabschnitte belaufen sich auf rund 640.000 Euro. Davon entfallen 315.000 Euro auf den ersten Bauabschnitt: 110.000 Euro kommen von der „Aktion Mensch“, das entspricht dem Förderungshöchstsatz, weitere 110.000 Euro hat der Kirchenkreis beigesteuert, und noch einmal 110.000 Euro haben Mitglieder unserer Gemeinde aufgebracht und damit eine überaus große Bereitschaft bewiesen, ihre Kirchengemeinde finanziell zu unterstützen.

„Wir sind glücklich, dass der Traum von einem Fahrstuhl nun nach vielen Jahren endlich wahr geworden ist“, sagte Kirchenvorstandsvorsitzende Anneliese Daniel. Für Architekt Freitag ist der Umbau des Gemeindehauses mittlerweile zu einer persönlichen Angelegenheit geworden. „Es macht mir großen Spaß, diesem altehrwürdigen Haus neues Leben einzuhauchen.“ Bis weit in das nächste Jahr hinein wird er damit zu tun haben. Wer ihn in den nächsten Monaten treffen will, schaut am besten beim Gemeindehaus vorbei. Dort ist er meist zu finden. Ein großes Interview mit Architekt Norbert Freitag zu den Problemen, die der Fahrstuhlneubau mit sich brachte, und zu den weiteren Umbauplänen für das Gemeindehaus lesen sie weiter unten auf dieser Seite.

Im Anschluss an die Feierstunde ist  der Gemeindesaal zum Theatersaal umfunktioniert worden. Das gab den älteren Gemeindemitgliedern die Gelegenheit, den Fahrstuhl gleich mal zu nutzen. Aber auch jene, die noch gut zu Fuß sind, probierten den Fahrstuhl aus. Auf der Bühne war das Seniorentheater „Silbermöwen“ aus Wilhelmshaven mit ihrem Stück „Alltag der Zumutungen“ zu Gast. Die Theatergruppe präsentierte eine bunte Collage aus Situationen, die Menschen im Alltag als Zumutung erleben.

Dank des Fahrstuhls wird es in Zukunft keine Zumutung mehr sein in den Gemeindesaal hinaufzukommen. Niemand muss mehr Sorge vor den vielen Treppen im Gemeindehaus haben.

 

Lambertigemeinde als Konjunkturmotor

Der Fahrstuhl des Gemeindehauses ist offiziell eingeweiht worden (siehe Text oben). Aber damit ist noch längst nicht Schluss mit den Umbauarbeiten am Lamberti-Gemeindehaus. Architekt Norbert Freitag ist der Macher vor Ort, mit ihm führte der Lambertibote das folgende Interview über Herausforderungen, Kosten und Zeitpläne.

Lambertibote: Wie lange hat der Bau des neuen Fahrstuhls  gedauert?

Architekt Norbert Freitag: Wir sind im Februar damit angefangen und sind im August  fertig geworden, so dass der Aufzug schon deutlich vor der jetzigen Einweihungsfeier in Betrieb war.

Lambertibote: Die Bauarbeiten haben also ein gutes halbes Jahr gedauert. Haben Sie damit gerechnet?

Freitag: Ich dachte, dass es länger dauert. Aber es hat alles sehr gut geklappt. Die Witterungsbedingungen waren optimal. Auch hatten wir Firmen, die bestens mitgearbeitet haben.Ich konnte vorher nicht beurteilen, was uns in der Baugrube erwartet, ich wusste nicht, ob wir Wasserhaltung betreiben mussten und wie die vorhandenen Betonkanten aussahen, da ich hier das Untergeschoss wasserdicht anschließen musste. Es klappte alles sehr gut, allerdings mussten wir noch ein Stück Spundwand bauen, um den Bürgersteig abzusichern.

Lambertibote: Was war die besondere Herausforderung bei diesem Bauvorhaben?

Freitag: Bei einem Altbau wird man oft mit Problemen konfrontiert, die zu ungewöhnlichen Lösungen führen. So entstehen aber oft Konstellationen, die architektonisch dann viel interessanter sind als in einem Neubau. Zunächst stellte sich die Frage, wohin mit dem Fahrstuhl. Nach mehreren Ideen entschied ich mich dazu, den Fahrstuhl mit seinem Turm neben den Eingang zu setzen und das Foyer neu zu gestalten. Das Problem war nur, dass dieses vordere Grundstück nicht der Gemeinde gehörte, sondern Bürgersteig der Stadt war. Es musste also ein Teil des Bürgersteiges von der Stadt gekauft werden. Das war zum Glück unkompliziert. Eine Herausforderung war auch, die einzelnen Etagen mit vier Haltestellen zu verbinden, weil wir ja diese Halbetage vom Erdgeschoss zum Hochpaterre haben. Aber das hat alles gut funktioniert.

Lambertibote: Probleme hat die Enge auf der Baustelle bereitet, oder?

Freitag: Ja, die Enge auf der Baustelle war problematisch, wir hatten kaum Lagermöglichkeiten für die Baustoffe und mussten vieles in kleinen Portionen anliefern. Die Damen vom „schreibenden Gewerbe“ haben uns des öfteren etwas gequält. Für die Handwerksfirmen, die hier im Lambertshof gezwungenermaßen etwas abladen oder aufladen mussten, war es schon ganz schön kompliziert. Es hat manchmal auch mit den Sondergenehmigungen nicht geklappt, so dass beispielsweise die Firma Traba ihren Kran nicht mal eine Stunde lang im Lambertshof stehen lassen durfte, um die großen Fensterelemente für das Treppenhaus abzuladen. Firma Traba hat dann auf Manpower ihrer Mitarbeiter zurückgegriffen und ohne Kran abgeladen und montiert, weil die Genehmigung für die eine Stunde Standort für den Kran mehr als vier Tage gedauert hätte. Das war nicht tragbar.

Lambertibote: Die Kosten sind im Rahmen geblieben?

Freitag: Die Kosten sind voll im Rahmen geblieben. Wir haben sogar schon Arbeiten in Angriff genommen, die von den Kosten her zum zweiten und dritten Bauabschnitt gehören. Es war auch sinnvoll, diese Arbeiten schon jetzt zu erledigen, sonst hätten wir zur Einweihung des Fahrstuhls ein Treppenhaus, das nicht fertig wäre. So ist dieser ganze Bereich für sich abgeschlossen. Ich hatte die Kosten zu Beginn der Planung zwar aufgeteilt in drei Abschnitte, aber letztendlich ist es sinnvoll, bestimmte Arbeiten jetzt schon erledigt zu haben.

Lambertibote: Wie geht es jetzt weiter?

Freitag: Wir sind ja jetzt schon voll im zweiten Bauabschnitt. Haben auch wieder großes Glück gehabt mit dem Wetter. Der große Lichtschacht für das „Zwergenland“ im Untergeschoss ist fertig. Wir hatten kein Wasser in der Baugrube, die Betonwand steht und ist abgedichtet. Ins Untergeschoss soll ja der Spielkreis umziehen und benötigt viel Tageslicht und einen vernünftigen und direkten Weg nach draußen und zum Spielplatz. Außerdem wird eine schöne Küche dem Spielkreis direkt zugeordnet, damit die Versorgung der Kleinen gesichert ist. Nach Umzug des Spielkreises folgt die Renovierung der drei Räume im Erdgeschoss. Das kann aber erst passieren, wenn der Spielkreis im Souterrain angesiedelt ist. Deswegen sind wir kräftig darum bemüht, die Außenanlage fertig zu stellen, damit es einen Fluchtweg aus dem Untergeschoss gibt und dessen Gestaltung beendet werden kann. Mit dem Schacht draußen haben wir das Schwierigste schon geschafft. Nun sind nur noch unproblematische Arbeiten zu erledigen.

Lambertibote: Wann ist der zweite Bauabschnitt endgültig erledigt?

Freitag: Es sollte möglich sein, die nötigen Arbeiten innerhalb der nächsten drei, vier Monate abzuwickeln. Spätestens im Frühjahr des nächsten Jahres kann das „Zwergenland“ nach unten ziehen. Vielleicht klappt das sogar schon ein bisschen früher. Danach können wir uns konzentrieren auf den zweiten Raum im Untergeschoss und auf die drei Räume des Erdgeschosses.

Lambertibote: Das heißt, spätestens im Herbst nächsten Jahres haben wir ein komplett neues Gemeindehaus.

Freitag: Bis auf den Saal, dessen Renovierung zum dritten Bauabschnitt gehört. Sobald die Finanzierung dafür steht, können wir diesen dritten Bauabschnitt in Angriff nehmen. Wir hätten ja dann im Erdgeschoss einen Ausweichplatz für größere Veranstaltungen. Wir haben vor, die Wand zwischen Raum 1 und dem „Zwergenland“ herauszunehmen und durch eine mobile Wand zu ersetzen. Bei der Renovierung des Saales geht es hauptsächlich um Akustik und Beleuchtung. Die Pläne dafür sind fertig. Jetzt brauchen wir eigentlich nur noch das Geld, um starten zu können.

Lambertibote: Geld ist ein gutes Stichwort. Was wird die Gemeinde investiert haben, wenn wirklich alle Arbeiten erledigt sind?

Freitag: Wir werden dann etwa 640.000 Euro investiert haben. Der erste Bauabschnitt benötigte rund 310.000 Euro, der zweite wird etwa 186.000 Euro teuer und der dritte rund 145.000 Euro.  

Lambertibote: Davon haben und werden viele heimische Handwerks- und Baufirmen profitieren.

Freitag: Richtig. Vierzehn Firmen waren an den Arbeiten bislang beteiligt. Und wir sprechen hier von Bau- und Handwerksfirmen fast ausschließlich aus dem ostfriesischen Raum. Nur die Dachdeckerfirma Rüchel stammt aus Barßel. Diese Firma war über die Firma Heykes aus Wiesmoor engagiert worden, weil Heykes immer mit Firma Rüchel zusammenarbeitet. Die Leistungen waren sehr gut. Sechs Firmen sind in Aurich ansässig, fast alle sind aus dem Landkreis Aurich.

Lambertibote: Lamberti schafft materielle Werte, kurbelt die Wirtschaft an und sichert, zumindest temporär, Arbeitsplätze. Die Gemeinde als Konjunkturmotor?

Freitag: So darf man das sagen. Und ich habe es - glaube ich - geschafft, meine Begeisterung für das Projekt auf die Mitarbeiter der Firmen zu übertragen. Diese haben gespürt, dass es mir um ein ganz besonderes Projekt ging und waren daher alle sehr motiviert.

Lambertibote: Vielen Dank für das Interview.