„Inniger und anrührender Moment“

Nachricht Aurich, 06. Juni 2022

17 Kinder aus vier Gemeinden im Tannenhausener Badesee getauft

Zum Baden lud das Wasser des Tannenhausener Badesees nun wirklich nicht ein. Brrr, viel zu kalt! Dennoch wagten etliche Menschen am Pfingstsonntag den Gang ins kühle Nass. Dafür hatten sie aber auch einen guten Grund: Am „Geburtstag der Kirche“ sind 17 Kinder mit dem Wasser des Badesees getauft worden. Für Eltern und Taufpaten hieß das: Schuhe aus und mit bloßen Waden mehrere Meter unerschrocken hinein in die Fluten.

Dort warteten die Pastorinnen Heike Musolf von der Paulusgemeinde Aurich-Kirchdorf, Cathrin Meenken von Lamberti und Pastor Helge Preising von der Lukasgemeinde Walle mit offenen Armen: „Lasset die Kinder zu mir kommen …“ Ein schönes Bild, das die Besonderheit dieses Taufgottesdienstes, zu dem die drei Gemeinden mit St. Johannis Sandhorst gemeinsam eingeladen hatten, unterstrich. Eine Besonderheit, die hohe Beliebtheit generiert und die Menschen der Kirche zumindest vor Ort vielleicht wieder ein Stück näher bringt. Am Pfingstsonntag war das so.

Fast 400 Menschen

Üblicherweise werden Kinder im kleinen oder erweiterten Familienkreis in einer Kirche getauft. Nichts davon am Tannenhausener Badesee. Fast 400 Menschen, eine ungewöhnlich hohe Zahl, wohnten diesem „Open-air“-Taufgottesdienst bei, der den Regeln der Liturgie folgte, bei dem aber die ernste Festlichkeit eines Gottesdienstes hinter einer unbeschwerten, heiteren Stimmung zurücktrat. Gleichwohl war es keine Taufparty unter sonnigem Himmel. Das machte Pastorin Cathrin Meenken deutlich. Sie sprach von einer „lockeren Atmosphäre“, dennoch sei es keine „seichte, niederschwellige Veranstaltung“ gewesen: „Es war würdevoll und andächtig.“ Dafür sorgte auch der CVJM-Chor, geleitet von Uta Millauer, der den Taufgottesdienst mit fröhlichen, aber auch sentimentalen Liedern musikalisch umrahmte. Am Keyboard war Christoph-Otto Beyer zu hören, an der Gitarre Dieter Gebhardt.

Lasset die Kinder zu mir kommen ...

Pastor Helge Preising machte in seiner Predigt den Sinn der Taufe deutlich: Dass niemand seinen Weg durchs Leben allein gehen muss, dass die christliche Gemeinschaft und vor allem Gott jedes getaufte Kind mit Liebe durchs Leben trägt. Auf Gott ist Verlass. Diese Mut machende, hoffnungsvolle Botschaft sprach Pastor Preising aus und erzählte von der Begebenheit mit Jesus und den Kindern. Jesus hat, anders als seine Jünger zunächst, die Kinder nicht zurückgewiesen aus vermeintlich wichtigen, geschäftigen Gründen. Nein, Jesus wurde unwillig und sagte zu seinen Jüngern: „Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solchen gehört das Reich Gottes.“ (Markus 10,14+15)

Die Pastorinnen Musolf und Meenken und Pastor Preising haben am Pfingstsonntag 17 Kinder zu sich kommen lassen und in die christliche Gemeinschaft aufgenommen. Für Pastorin Meenken war diese heutzutage doch eher ungewöhnliche Taufe in einem See ein „sehr inniger, persönlicher und anrührender Moment“. Manche Eltern und Taufpaten hätten Tränen in den Augen gehabt. Das lag nicht an dem viel zu kalten Wasser. Nein, es war vermutlich die Erkenntnis, dass die kleinen Täuflinge in diesen wenigen Minuten der Taufe besonders nahe bei Gott waren: behütet und von bedingungsloser Liebe umgeben. Mögen sie so durchs Leben gehen.

                                                                                                        Jürgen Gawlick-Daniel