Mozart-Requiem in der Lambertikirche

Nachricht Aurich, 18. März 2019

500 Konzertbesucher erlebten fesselnde Interpretation

Lambertis Vergangenheit ist reich an besonderen Konzerten. Ein weiteres Kapitel ist am Sonntag (17. März) hinzugefügt worden. Die Kantorei führte gemeinsam mit dem hörenswerten Barockensemble „la festa musicale“ und dirigiert von unserem Kantor Maxim Polijakowski vor etwa 500 Besuchern das Requiem vom Wolfgang Amadeus Mozart auf.

Obwohl das Requiem - eine Totenmesse - Mozarts letzte und umstrittenste Komposition ist, sind die Musik und der Gesang voller spiritueller Kraft und Optimismus. Nicht der Tod steht im Mittelpunkt, sondern die Auferstehung und die Freude darüber, dass nun das Leben beginnt. Es ist Musik, die den Zuhörer staunen lässt, ihn aber auch fordert und … ja, regelrecht rüttelt. Sie ist nicht dazu geeignet, einen Tag gemütlich ausklingen zu lassen. Im Gegenteil: Diese Musik besitzt eine große emotionale Wucht. Die Klangfarben reichen von tiefem Schwarz bis zu blendendem Rot. Es geht um den Tod, ja, aber es geht eben auch darum, vor ewiger Dunkelheit bewahrt („Dass ich mög der Höll entgehen“) und in das Licht des ewigen Lebens geführt zu werden („Gib ihnen die ewige Ruhe“).

Kurzum, es geht um die ganz großen menschlichen Gefühle: Angst, Verzweiflung, Traurigkeit, Hoffnung, Trost. Diese zu vermitteln, schafften Kantorei, Orchester und die vier Vokalsolisten sehr überzeugend. Die Mitglieder des Barockensembles musizierten im schönen Ambiente unserer Lambertikirche überaus inspiriert und bewiesen mit erstaunlicher Selbstverständlichkeit ihre hohe Virtuosität. Es war ein Genuss, dieses Ensemble zu erleben, in die ernsten, konzentrierten Gesichter der Musiker zu schauen, die sich aus lauter Freude am Spiel immer wieder aufhellten und ein Lächeln zeigten. Selbst schwierigste Passagen wirkten wie leichte Übungen. Großartig.

Mozart Requiem_03

Eine herausragende gesangliche Leistung boten die 61 Mitglieder der Kantorei. Polijakowski half dem vierstimmigen Chor, jubilierend steile Höhen zu erklimmen und seufzend tiefe Täler zu durchschreiten. Ganz im Sinne der Musik, die vom Wort her bestimmt wird und die geschrieben ist für jene, die sterben müssen und für jene, die bleiben und den Verlust aushalten müssen. Die vier renommierten Vokalsolisten trugen ihren Teil dazu bei, dass die Musik jene Kraft und Stärke bekam, mit der sie unmittelbar berührt. Stephanie Henke (Sopran), Ilona Ziesemer-Schröder (Alt), Clemens Löschmann (Tenor) und Andreas Heinemeyer (Bass) sangen einfühlsam bis euphorisch und transportierten mühelos das Widerspiel zwischen der Angst vor Vergänglichkeit und der Hoffnung auf ewiges Leben, die in Mozarts Requiem so dringend zum Ausdruck kommt.

Maxim Polijakowski ist mit der Kantorei, dem Ensemble und den vier Solisten eine fesselnde, akzentuierte und nuancenreiche Interpretation des Mozart-Requiems gelungen. Als musikalische Einheit schafften sie es, der Musik den Ausdruck zu geben, der in ihr steckt. Mehr geht nicht.

Beschenkte waren die etwa 500 Zuhörerinnen und Zuhörer. Sie genossen das Requiem, das so viel Raum und Atem benötigt, in Stille. Auch das machte dieses Konzert zu einem besonderen Erlebnis. Laut und stürmisch hingegen war schließlich der Applaus, der erst zaghaft und dann mit voller Wucht sich minutenlang Bahn brach und einen sonst durchaus forschen Maxim Polijakowski auch ein wenig verlegen machte. Dieser Applaus war der verdiente Lohn für einen rundum großartigen Auftritt. Der Weg dorthin war für alle musikalisch Beteiligten gewiss herausfordernd und ließ sie bis ans Limit gehen, er dürfte das Selbstverständnis und das Selbstwertgefühl der Kantorei aber auch noch einmal gestärkt haben. Jürgen Gawlick-Daniel