Esther - Stern Persiens

Nachricht Aurich, 21. Mai 2019

Kinderchöre führten Musical auf und boten ganz erstaunliche Leistungen

Jawohl, das war ganz nach dem Geschmack der zusammen etwa 150 Zuschauer, die am Sonnabend und Sonntag (18. und 19. Mai) die zwei Aufführungen des Kindermusicals „Esther – Stern Persiens“ im Saal des Gemeindehauses der Auricher Lambertigemeinde erlebten. Sie bedankten sich beim etwa 20-köpfigen Laienensemble für das Dargebotene mit reichlich Applaus und Bravo-Rufen. Zu Recht!

Das Kindermusical von Alexander Lombardi und Gregor Breier bietet keinen leichten Stoff und ist daher auch nicht uneingeschränkt für Kinder zu empfehlen. Auf der einen Seite werden Menschen dargestellt, die korrumpieren und ihre Macht missbrauchen, um aus niederen Beweggründen eigene Interessen durchzusetzen. Auf der anderen Seite stellen sich diesem rücksichtslosen Handeln Menschen entgegen, die in ihrer Empathie fast ihren Glauben an Gott und die Kraft der Liebe verlieren.

Im Stück ist es Esther, die für das Gute steht und sich den finsteren Plänen des Ministers Haman entgegenstellt, der alle Juden in Persien vernichten will. Es gelingt diesem Fiesling sogar, König Xerxes für seinen bösen Plan zu gewinnen. Xerxes, der Esther zwangsweise in seinen Harem eingliedern ließ und dann zur Königin machte, wird in seiner Naivität zur Marionette Hamans, bis Esther ihm die Augen öffnet, indem sie sich selbst als Jüdin zu erkennen gibt. Und als Jüdin müsse ja auch sie, die geliebte Königin, getötet werden. Schließlich baumelt Haman am Galgen und die Juden erhalten ihr Recht auf Selbstbestimmung zurück. In Gedenken an die Rettung durch Esther feiern sie bis heute das Purimfest.

Wie gesagt, kein leichter Stoff, der den Darstellern und auch dem Publikum einiges abverlangte. Zumal er als Brückenschlag von der alttestamentlichen Zeit in unseren Alltag interpretiert werden muss. In einer Parallelhandlung schildert das Stück die vergleichsweise geringen Sorgen und Nöte moderner Teenager. Da verlässt zum Beispiel ein Vater die Familie und dann soll auch noch das liebgewonnene und Trost spendende Pferd verkauft werden; die Pläne für ein Benefizfest drohen an fehlendem Geld zu scheitern. Aus dieser Nebenhandlung entwickelten sich die Kernfragen des Stückes: Wo ist die Verlässlichkeit im Leben? Was gibt uns Hoffnung? Und: Was gibt unserem Leben Sicherheit?

Die jungen Laiendarsteller aus den Kinderchören der Lambertigemeinde und der Musikschule des Landkreises Aurich waren also gefordert. In vielen mühevollen Proben, auch während eines Wochenendes in der Jugendbildungsstätte Asel, übten sie die Dialoge ein, feilten an Ausdruck, Präsenz und Auftreten. Mit Erfolg. Auf der engen Bühne des Gemeindehauses, die das Ensemble zusätzlich forderte, führten sie das Stück mit viel Leidenschaft auf und überzeugten mit erstaunlichen gesanglichen Leistungen. Einen ganz entscheidenden Anteil daran hatte Kirchenmusikerin Helen Kroeker. Als künstlerische Leiterin brachte sie die jungen Darsteller dazu, phasenweise über sich hinaus zu wachsen: Sie korrigierte, unterstützte, machte Mut, war unermüdlich optimistisch und sorgte letztendlich dafür, dass alles gut wurde.

Zu einem Musical gehört Musik. Die über Jahre eingespielte Lambertiband ist genau die richtige Combo, um orientalische Klänge, die rhythmisch und harmonisch nicht den Hörgewohnheiten von uns Mitteleuropäern entsprechen, anspruchsvoll umzusetzen. Das war vom Allerfeinsten und von Tontechniker Tillman Anders, der den Bass spielt, akustisch bestens umgesetzt. So waren seine Mitmusiker jederzeit gut zu hören: Christian Wolf spielte die Gitarre, Nick Kessemeier überzeugte am Schlagzeug und Kirchenkreiskantor Maxim Polijakowski bediente wie immer souverän die Keyboards. Als Gastmusikerin war Hedda Saathoff an der Klarinette zu hören.

Ausdrucksstarkes Theaterspiel plus virtuos dargebotene Begleitmusik: Es waren zwei gelungene Musicalaufführungen, die den Geschmack der 150 Zuschauer trafen; sie gaben zu Recht viel Applaus und riefen Bravo.